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Der Karpfen, Cyprinus carpio, ist eine wärmeliebende Fischart, beheimatet vom Donaugebiet bis zum
Schwarzen Meer. Bereits im 13. Jahrhundert kam er nach Mitteleuropa und wurde züchterisch bearbeitet.
Hauptanteil daran hatten wohl Mönche, denn Karpfen ist nach wie vor eine beliebte Fastenspeise.
Ebenso begann in dieser Zeit der Teichbau, denn Teiche sind künstliche, von Menschenhand angelegte
Gewässer. Sie sind relativ flach und erwärmen sich daher im Sommer schnell, was den Karpfen
außerordentlich bekommt und sie zügig wachsen lässt.
Ohne dass man den Karpfen als Haustier bezeichnen kann, hat er sich durch die Züchtung über Jahrhunderte
deutlich verändert. Die wirtschaftlich interessanteste Form ist der Spiegelkarpfen. Er ist
hochrückig (viel Filetanteil) und hat fast keine, in der Küche störende Schuppen mehr. Leider ist
es noch niemanden gelungen, die lästigen Gräten wegzuzüchten und so bleibt diese Speise wohl den
"Kennern und Könnern" vorbehalten.
Eine weitere bekannte Zuchtform sind z.B. die aus Japan stammenden Koi's für unsere Gartenteiche. Viele
Angler kennen auch die der Wildform noch recht nahe Variante des Schuppenkarpfens.
Karpfen fressen und wachsen am besten im Sommer bei Wassertemperaturen >20°C. Deshalb zählt der Fischer
das Alter der Fische in durchlebten Sommern (z.B. 1-sömmrig). Die Winter bleiben außer Acht, hier ruht der
Fisch und somit auch sein Stoffwechsel. Für die vom Verbraucher begehrteste Größe von ca. 1,5 bis 2 kg
Lebendgewicht (für 3 bis 4 gute Portionen) braucht der Fisch hier zu Lande 3 Sommer. Größere Exemplare
brauchen weitere Jahre Wachstumszeit.
Karpfen können sehr alt (> 10 Jahre) und sehr groß werden (> 1 m, > 10 kg).
Dies sind natürlich seltene Ausnahmen.
Nach 3 bis 4 Jahren ist der Karpfen laichreif. Er
besitzt eine große Fruchtbarkeit (bis 500 000 Nachkommen pro Rogner möglich), würde sich aber in unserem
Klima nicht regelmäßig fortpflanzen. In freilebenden Populationen fehlen oftmals mehrere Jahrgänge und
ein überleben des Bestandes ist nicht 100%ig abgesichert.
Hier greift der Mensch ein und hat für diese Fische ein Verfahren zur künstlichen Vermehrung
entwickelt. Was ziemlich lieblos und technisch klingt ist aber die Grundlage für eine gleichbleibende,
stabile Erzeugung von Speisekarpfen und nicht zuletzt für den Erhalt der Zuchtformen. Und so kaufen
die Teichwirtschaften jedes Jahr, so etwa Mitte bis Ende Mai, abertausende winzige Karpfenbrütlinge (4 - 5 mm),
denen von diesen Tagen an unsere besondere Sorgfalt gilt. Denn auf ihrem Weg zum 3-sömmrigen
Speisefisch lauern allerhand Gefahren und sind einige Prozeduren zu überstehen. Nicht alle Fische erreichen
dieses Ziel, viele dienen gerade im 1- und 2-sömmrigen Alter anderen Tieren als Nahrung. In erster Linie ist
hier der Kormoran zu nennen, der mit Abstand unbeliebteste und gefräßigste "Fischdieb". Aber auch andere
bedienen sich an der Tafel, so zum Beispiel Graureiher, Gänsesäger, Eisvogel, Haubentaucher, Rohrdommel,
Fischotter, Mink und andere.
Hohe Zeit für das Karpfenessen sind traditionell die "R"-Monate, wobei Weihnachten, Silvester und Ostern
eindeutige Spitzen darstellen.
Ab September halten die Teichwirtschaften ausgehälterte, d.h. über mehrere Tage ohne Fütterung im
sauberen, fließenden Wasser gehaltene Fische, für den Verkauf bereit.
Der Karpfen stellt ein sehr gesundes Nahrungsmittel dar. Er ist sehr kalorienarm und reich an
mehrfach ungesättigten Omega-Fettsäuren. Man kann ihn braten, dünsten, kochen, räuchern, ... .
Ab hier übernimmt das Kapitel Karpfen am besten der Küchenfachmann.
Unsere Lausitzer Teiche sind künstliche, durch Aufstau von oberirdischen Fließen gespeiste, temporäre Standgewässer. Sie können bis zu 200 ha groß sein, die Durchschnittstiefe erreicht selten mehr als 1 m. Je nach geologischem Untergrund und Vorbelastung des Zulaufes liegt die Wassergüte meist im eutrophen Bereich. Das Zusammenwirken von Nährstoffangebot und geringer Tiefe (schnelle Erwärmung) macht sie zum idealen "Karpfensee". Diesem gegenüber haben sie einen enormen Vorteil:
Man kann sie trockenlegen (ablassen).
Erst dadurch wird die Steuerung einzelner Umweltfaktoren (z.B. Stimulierung der Planktonentwicklung als einer wichtigen Nahrungsgrundlage unserer Fische), eine exakte Jahrgangstrennung, die Desinfektion und nicht zuletzt eine vollständige Fischentnahme möglich.
Der natürliche Ertrag eines Teiches liegt bei max. 300 kg Fisch pro ha und Jahr. Füttert man Getreide zu, sind Ernten von 700 bis 1000 kg pro ha möglich. Ist man in der Lage, das Sauerstoffregime des Teiches mit künstlicher Belüftung zu steuern, so können hochwertige Eiweißfuttermittel verabreicht werden und die Erträge erreichen dann 3000, 5000 und mehr kg pro ha.
Von solchen Fischmengen konnte man im späten Mittelalter, als dem Beginn der Teichbauzeit, wohl nur träumen. Bauern hatten in Fronarbeit Feuchtwiesen, Moore und Erlenbrüche zu entwässern, um Ackerland und Nutzholz zu gewinnen. Dabei wurde das Wasser mittels kleiner Gräben in landschaftlich gegebene Tiefstlagen abgeleitet. Solche "Wassersammellöcher" waren wohl die ersten Teiche. Großen Aufschwung erhielt der Teichbau durch die Raseneisensteingewinnung in der Lausitz. Man brauchte in die entstandenen Senken nur noch Wasser zu leiten. Die später immer mehr zunehmende Mechanisierung ließ auch besseren Erdbau zu und so erhielten die Teiche nach und nach auch die geologisch möglichen, optimalen Vorflutverhältnisse. Die Anlage von Teichen ist eine der wenigen wirtschaftlichen Tätigkeiten des Menschen, die eine Landschaft wesentlich aufwerten.Das direkte Umfeld der Teiche ist eine für den Naturfreund und Wanderer hochinteressante Landschaft. Die Ufervegetation mit ausgedehnten Schilfbeständen bieten vielen Wasservogelarten Versteck- und Brutplätze. Die durch große Bäume (meist Eiche, Birke, Erle) gut beschatteten Wirtschaftswege laden zu ausgedehnten Wanderungen ein. Allerarten üppige Vegetation und vielstimmiger Vogelchor lassen manche Sorge vergessen. Einzig die ab Ende Mai zunehmende Mückenschwärme trüben die Idylle.
Doch auch das weitere Umfeld bietet einige Sehenswürdigkeiten. Im Süden grenzt das Oberlausitzer Bergland, im Norden und Osten die Kiefernheide an die Teichlausitz. Die Nachfolgelandschaften des Braunkohletagebaus in unserer Nachbarschaft werden zu touristischen Attraktionen ausgebaut. Und ohne Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben, möchte ich diese Liste mit der Aufforderung schließen: